Kapitel III – Das Erwachen
Der Morgen ergraute langsam und der Schutz des Schattens schwand. Bald würde die Sonne aufgehen und die Wanderwege mit Leben füllen. Shadovv entschloss sich, abseits der Straßen zu gehen. Seine Gedanken kreisten und er wollte nur ungern in Schwierigkeiten geraten. Zwischen den Bäumen fühlte er sich sicher und zugleich boten sie Schutz vor der brennenden Sonne die über dem Silberwald aufstieg. Aber für diese Tageszeit, herrschte eine erdrückende Stille in dem großen Wald, der sonst vor Bären und Wölfen beheimatet war. Kein Vogel der mit seinem trällern den Tag einläutete, war zu hören. Selbst der Wind, der sonst die Bäume und auch die Blätter zum singen animierte, hielt inne. Eine ungewöhnliche Stille, die meist ein schlechtes Vorzeichen waren. Shadovv blieb neben einem großen Baum stehen, dessen Äste hoch in die Lüfte ragten. Seine spitzen Trollohren, die der der Nachtelfen glichen, horchten auf, als hinter ihm ein Zweig in zwei brach. Auch wenn er für den Frostwolfclan ein Krieger war, so waren seine Sinne hellwach, wie die eines Diebes. Auf das Knacken folgte wieder die erdrückende Stille. Nichts regte sich in dem großen Wald und doch spürte Shadovv, das ihn etwas beobachtet. Langsam ging der Troll in die Hocke. Näher am Boden, schloss er die Augen und versuchte noch ein Geräusch ausfindig zu machen, das ihm seinen Verfolger verraten würde. Doch nichts war zu hören. Mit diesem Unbehagen, beschloss Shadovv weiter zu ziehen. Er öffnete die Augen und richtete sich langsam wieder auf. Aufmerksam, lauschte er jedem Geräusch, das sich in seiner näheren Umgebung laut machte. Doch wo es kein Geräusch gab, konnte auch nichts gehört werden. Der Troll machte ein paar Schritte vorwärts und blieb erneut stehen. Jetzt war seine riesige Nase, jenes Körperteil, das ihn warnte. Ein Geruch, so als ob fauliges Fleisch sich durch diese Wälder bewegte. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und untersuchte jeden Busch, der sich in seinen Blickwinkel zeigte. Etwas zu seiner Rechten erweckte seine Aufmerksamkeit. Es glitzerte und funkelte im schmalen Schein der Sonne die durch die Äste schien. Mit der Hand am Dolch, bewegte er sich langsam auf das etwas zu. Wäre es ein Feind, so wäre dieser wahrscheinlich aus dem Gebüsch gesprungen und hätte Shadovv angegriffen. Aber das funkelnde Ding blieb regungslos liegen. Je näher sich Shadovv heranschlich, desto mehr konnte er erkennen. Plötzlich weitete sich sein Auge, als er erkannte dass das funkelnde Ding ein Dolch war. Nicht irgendeiner, sondern der gleiche den er bei sich trug. Er lang dort einfach im Gras. Shadovv sah an sich herab. Er hatte diesen Dolch selbst angefertigt, er war einzigartig. Und dennoch lag dort im Gras eine exakte Kopie davon. Langsam beugte er sich der Waffe entgegen und wollte sie hoch heben, aber als er sich mit seinen Händen näherte überkam ihn unerträgliche Hitze. „Bei Sen´Jin was wird hier gespielt!“ Hektisch blickte Shadovv in alle Richtungen. Ein Geräusch zu seiner Linken lies in hellhörig werden. Sofort lief er in die Richtung, aus der er das Geräusch vermutete. Vor ihm konnte er zwischen den Bäumen eine Gestallt ausmachen. Sie bewegte sich genauso wendig durch den Wald wie der Troll. Langsam holte Shadovv auf und erkannte eine schwarze Kutte, die seinem Opfer schnell zum Verhängnis wurde. Der Flüchtige blieb mit dem Saum an einem Ast hängen und riss diesen ab. Aber das Opfer wollte nicht aufgeben. Es streifte seine Kutte ab und begann noch schneller zu laufen, dicht gefolgt von Shadovv. Dessen Augen wollte er nicht trauen. Er verfolgte einen Troll mit schwarzen Haaren die zu Rasta Zöpfen gebunden waren. Die Hautfarbe war ziemlich ähnlich seiner eigenen. Plötzlich verschwand der Troll in einer Rauchwolke. Sein Verfolger blieb augenblicklich stehen und auch er passte sich der Natur an und wurde beinahe unsichtbar. „Diese Fähigkeit haben nur Anhänger der Diebeskunst. Entbiete deinen Gruß Schurke!“, rief Shadovv. Die Stille wurde von einem Flüstern durchbrochen: „Die zerschmetterte Hand entbietet sich schon lange keine Grüße mehr Shadovv. Der Krieg hat dafür gesorgt, das jeder für sich alleine steht.“ „Krieg? Welcher Krieg? “ antwortet Shadovv. „Der Krieg gegen einen Feind, der sich schon bald zeigen wird.“ Shadovv blickte ruhig durch die Wälder und versuchte die Herkunft der Stimme zu erraten. Aber das brauchte er nicht mehr. Direkt vor ihm saß die Quelle. Ein Troll der genauso aussah wie Shadovv. Allerdings hatte dieser keine Augeklappe. Shadovv trat aus dem Schatten hervor: „Wer bist du?“ „Ich bin du und du bist ich. Ich komme aus einer Zeit die vor deiner liegt.“ Der Troll richtet sich auf und trat langsam an Shadovv heran. „Hör mir zu Shadovv mir bleibt nicht viel Zeit. Ein alter Feind ist erwacht und mit ihm tausend weitere. Ich bin hier um dich zu warnen. Nicht vor dem was kommt, sondern vor dem was war. Sieh her, “ Der Troll machte eine knappe Handbewegung und deckte seine Schulter auf. Die Wunde eines Dolches kam zum Vorschein. Eine Wunde die Shadovv nur zu gut kannte. „Er ist wieder da, stärker und grausamer als zuvor. Sein Meister hat ihn wieder erweckt.“ „Was redest du hier für Kododreck. Vandead kann nicht wieder kommen. Ich habe seine fleischliche Hülle zerstört. Ich habe ihn endgültig getötet, “ schnaubte Shadovv. „Das Böse kann man nicht töten, lediglich aus der sterblichen Welt verbannen.“ Erwiderte der Troll. Shadovv wurde nervös, er ging auf und ab, fasste sich an die Stirn und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber das war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. „Ist er schon hier, oder wird er erst kommen?“ fragte Shadovv aufgebracht. Der Troll neigte den Kopf und Schloss die Augen. „Das kann ich dir leider nicht sagen. Ich hatte gehofft dass ich ein paar Dinge ungeschehen machen kann, aber man hat mir meine Erinnerung genommen. Man will verhindern, das ich dir zuviel erzähle. Shadovvs älteres Ich versank in Trauer. Sein Gesicht verriet großen Schmerz. Etwas musste dem Schurken große Last bereiten. Shadovv blickte ihn an: „Du bist also hier um mich vor Vandead zu warnen? Wie kommst du überhaupt hier her? Zeitreisen sind ein Hirngespinst das man den Goblins überlassen sollte.“ „Ich habe mich an einen der Aspekte gewandt. Nozdormus gewährte mir im Angesicht der Situation unserer Zeit diesen Wunsch. Shadovv ich habe alles verloren was mir lieb und teuer war. Ich habe steht’s versucht das Richtige zu tun und trotzdem sind Dinge passiert die ich hätte verhindern können. Daher komme ich und beschwöre dich Shadovv, geh zurück zur Burg Frostwolf. Nimm Violett und flieht solange ihr noch die Chance dazu habt. Ich würde dich begleiten, aber meine Zeit ist längst vorüber.“ Der ältere Shadovv blickte kurz nach rechts und lies dann langsam seinen Blick nach links schweifen. Scheinbar wusste der Troll, was im bevorstand. „Lauf Shadovv, lauf um dein Leben,…. LAUF!“ brüllte er seinem jüngeren Ich entgegen. Mit weit aufgerissenem Auge und starr vor Schreck, kam er nur schwerfällig in Bewegung als er den Grund für diesen Ausruf sah. Riesige Monstrositäten wankten durch die Wälder auf sie zu. Dicht gefolgt von Hunderten Untoten, die allerdings in keinster Weise mit den Verlassenen Ähnlichkeit hatten. „Du sollst weglaufen Shadovv. Geh jetzt und befolge meinen Rat!“, erneut stieß sein älteres Ich ihn weg. „Geh und kümmere dich um sie“, flüsterte er noch leise nach, bevor er sich seinen Feinden zu wandte und mit gezogenem Dolch auf sie zu sprintete. Shadovv sah dem Treiben noch kurz zu, entschloss sich dann aber auf sein älteres Ich zu hören und lief wie vom Teufel besessen Richtung Hillsbrand. Hinter ihm erklangen lautes Kampfgeschrei und dämonische Klänge. Stöhnen und Heulen trieben ihn voran, als ein markerschütternder Schrei ihn aufschrecken und abrupt stehen blieben lies. Er kannte diesen Schrei. Es war sein eigener. Was war seinem älteren Ich bloß zugestoßen. Er zögerte ein paar Sekunden, wollte zurück laufen und ihm helfen. Aber würde er gegen so eine Gegnermasse bestehen können? Wenn er schon tot ist, hatte es keinen Sinn zurück zu kehren. Erneut begann er zu laufen, sein Ziel war die Burg Frostwolf.
„Ich bin keine Mörderin!“, mit diesem Schrei stürmte Velfara aus ihrem Versteck hervor. Sie hatte die Debatte der zwei Trolle mitverfolgt und war für einen Augeblick verwirrt gewesen. Schnell erfasste sie allerdings die Situation und wusste, warum Hamuul Shadovv´s Präsenz nicht mehr fühlen konnte. In dieser Zeit existierten nun zwei Trolle, welche die Wahrnehmung des Erzdruiden störten. Aber das war etwas um das sie sich später noch Gedanken machen konnte. Shadovv erkannte zu seiner linken eine Gestalt die sich schnell über den Boden fort bewegte. „Velfara...,“ murmelte er. Kurz abgelenkt von seinem Ziel, bemerkte er den kräftigen Axtschwung der Monstrosität vor ihm erst im letzten Augenblick. Blitzschnell duckte er sich weg und sprang mit enormer Kraft dem untoten Ding entgegen. Sein Dolch zischte herab und bohrte sich tief in das Hirn seines Gegners. Mit einem Rückwärtssalto brachte er wieder etwas Distanz zu sich und dem fallendem Koloss. Immer mehr Gegner füllten sein Blickfeld. Auch wenn Shadovv ein tödlicher Gegner war, so war er nicht unbesiegbar. Neben ihm Sprang Velfara auf eine weite Monstrosität. Ihre scharfen Klauen und Zähne zerfetzten das was einst mal ein Gesicht war. Mit einem gezielten Biss auf die Kehle des Ungeheuers, erledigte sie dieses und sprang zurück auf den Boden. „Ich weis nicht wie du das gemacht hast, aber du solltest nicht hier sein“, schnaubte sie zornig. „Dessen bin ich mir bewusst, aber wir sollten erst einmal von hier verschwinden bevor wir ins Detail gehen…aaarrrggg“, Shadovv stieß einen markerschütternden Schrei aus und packte sich an die Schulter. „Er ist hier, wir müssen von hier weg!“ Die Angst in Shadovv´s Augen spornte Velfara zu neuer Kraft an. „Leg dich auf meinen Rücken und halt dich fest!“ Der Schurke umschlang Velfara´s Hals und eine Sekunde später brachten die beiden eine enorme Strecke zwischen sich und der untoten Horde. „Nach Osten Velfara, wir müssen bei Einbruch der Dunkelheit in der Burg Frostwolf sein.