Kapitel IV – Freust du dich den nicht deines Lebens?

 

Shadovv war nun jeglicher Schutz egal. Direkt auf der Hauptstraße laufend verfolgte er nur ein Ziel, so schnell wie möglich zurück ins Alteractal zu kommen. Fragen quälten ihn: „Was meinte er mit er hätte es verhindern können? Was ging in seiner Zeit bloß vor das ein Aspekt einem Sterblichen solch eine Hilfe zukommen lässt?“ Nosdormu war einer der fünf Aspekte die über Azeroth wachten. Er war der Hüter der Zeit, ein bronzefarbener Drache mit Diamanten als Augen der sich im Fluss der Zeit bewegt und schützend seine Hand über das hält was war und was sein wird. Eine grünliche Wolke die vor ihm lag, störte seine Gedankengänge. Shadovv wurde langsamer und betrachtete aus der Ferne wie südlich der Hauptstraße dieses nebelartige Gebilde sich langsam in Richtung Süderstade bewegte. Süderstade war ein kleines Dorf an der Küste von Hillsbrand. Menschen lebten dort und lieferten sich Kämpfe mit den Verlassenen die Tarrens Mühl ihr zuhause nannten. Ein ewiger Kampf wie er auch am Wegkreuz immer wieder stattfand. Das weitläufige Gebiet war in eine absolute Stille getaucht. Nirgendwo waren Tiere zu sehen oder irgendein anderes Anzeichen von Leben. Plötzlich durchbrachen laute Schreie diese Stille. Sie kamen aus dem kleinen Menschendorf. Die Schreie waren so grausam, dass man Schlimmstes annehmen musste. Er konnte sich damit jetzt nicht beschäftigen, er musste zu Violett. Er nahm seinen Weg wieder auf, obwohl er wusste, dass er an Süderstade vorbei kommen würde. Shadovv versuchte seine Gedanken auf sein Ziel zu fokussieren, aber das was er dort sah lies ihn erschaudern. Untote Gestallten wüteten in dem kleinen Dorf. Jedes Lebewesen das versuchte sich in Sicherheit zu bringen wurden von einer Horde dieser Dinger zu Boden gerissen und grausam zerfetzt. Shadovv hatte in seinen Schlachten schon viel gesehen, aber bei dem Anblick dieses Massakers trieb es selbst ihm die Galle hoch. Keiner wurde am Leben gelassen. Frauen und Kinder wurden genauso abgeschlachtet, wie deren Tiere die in den Ställen gefangen waren. Die wenigen Wachen die dieses Dorf hatte, reichten nicht aus um diesem Ansturm Herr zu werden. Für eine getötete Bestie erstanden zwei neue wieder auf. Wie eine Seuche übernahmen diese Dinger Süderstade. Östlich des Dorfes bemerkte er zwei dieser Gestalten die in Richtung Tarrens Mühl liefen. Noch etwas geschockt von dem Erblickten rannte er ihnen hinter her. Shadovv befürchtete das das Dorf der Verlassenen, das gleiche Schicksal ereilen würde, wenn er nichts tun würde. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: „Ich habe oft versucht das Richtige zu tun und trotzdem sind Dinge passiert die ich hätte verhindern können.“ Dieser Satz wiederholte sich in seinem Kopf wieder und wieder. War das so eine Situation? Würde er zu spät kommen wenn er sich an diesem Kampf beteiligen würde? „Ich hoffe, das du weist was du tust Shadovv, “ sprach er zu sich selbst, wandte sich von Tarrens Mühl ab und lief weiter in Richtung des Alteracgebirges.

 

„Mein jüngeres Ich darf uns nicht sehen. Er muss seine Entscheidung treffen, sonst sind wir alle verloren.“ keuchte Shadovv, der mehr und mehr an Kraft verlor sich auf Velfaras Rücken zu halten. „Was meinst du damit? Welche Entscheidung?“ „Shadovv muss zur Burg Frostwolf und nichts darf ihn daran hindern. Er muss sehen was dort passiert. Wir haben eine andere Aufgabe. Folge dem Weg weiter Richtung Durnhold.“ Die junge Taurin hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie hörte auf das was der Troll sprach, oder sie warf ihn ab und stellte ihn zur Rede. „Du hast mir voraus dass du die Zukunft kennst. Ich würde mich wesentlich wohler fühlen wenn ich auch ein wenig davon erfahren dürfte.“ „Ich kann dir nichts sagen was ich nicht weis. Ich bin damals zur Burg gelaufen. Ich habe zwei Guhle gesehen die in Richtung Tarrens Müll unterwegs waren, “ Shadovv´s Antworten wurden immer schwerfälliger. Die Wunde in seiner Schulter hatte wieder angefangen zu bluten und der Schurke rang mit der Bewusstlosigkeit. „Was beim Cenarius sind Guhle?....Ah,“ Velfara erschrak als wie aus dem Nichts zwei hässlich aussehende Monster versuchten sich auf sie zu stürzen. Mit dem verwundeten Troll auf dem Rücken konnte sie nicht kämpfen, also wich sie den Attacken so gut es ging aus und beschloss zu fliehen. „Ich werde dir vertrauen müssen, dass du weist was du tust, Shadovv!“ Velfara lief und versuchte die Guhle abzuhängen. „Nicht kämpfen,….gefährliche Seuche….alle Tod..,“ Shadovv wurde ohnmächtig. „Ja schon klar, aber ich kann nicht ewig davon laufen. Shadovv? Shadovv!“ Du Guhle holten auf. Sie hatte Velfara und den alten Shadovv fast eingeholt. „So leicht mach ich es euch nicht…Ihr Elemente ich brauche eure Hilfe. Diese Dinger sollten nicht sein, sie sind wider der Natur und sie wollen eine verletzten die euch treue Geschworen hat. Helft mir diese Bestien zu vernichten ich bitte euch!“ Als Velfara über einen große Wiese lief antwortete man ihrem Hilferuf. Die Gräser waren bereit die zwei Gegner für kurze Zeit fest zu halten. Sie schnellten hoch und wickelten sich um die Gelenke der Guhle. Zornig versuchten sie sich los zu lösen und zehrten wie verrückt an den Fesseln der Natur. Aber die Natur wollte sie nicht frei geben. Mit einem gewaltigen Satz drehte sich Velfara um, schüttelte den Troll von ihrem Rücken und verwandelte sich zurück in ihre Taurengestalt. „Fühlt den Zorn der Natur!“ brüllte sie den Guhlen entgegen. Ihre Hände waren auf Brusthöhe erhoben. In den Handinnenflächen glomm ein grüner Schein der mehr und mehr an Stärke gewann. Wie aus dem Nichts schoss ein grüner Energieball den unnatürlichen Wesen entgegen. Er traf einen der beiden und zerfetzte ihn mit einem Schlag. Der Zweite sah was mit seinem Kameraden passierte und geriet in Rage. Er hatte bereits einen Arm frei bekommen und versuchte jetzt mit seinen scharfen Klauen den zweiten zu befreien. Unverständliches Knurren schleuderte er der Druidin entgegen, aber die war bereits beschäftigt mit dem formen eines zweiten Energieballs. Der Guhl hatte sich schon fast losgerissen als das magische Projektil ihm entgegen schoss und ihn ebenfalls zu Staub zerfallen ließ. Zufrieden mit dem Ergebnis danke Velfara der Natur für die Hilfe und wandte sich wieder Shadovv zu, der im Gras hinter ihr lag. „Komm Shadovv, wir sollten Schutz suchen, ich muss mich etwas erholen bevor wir weiter reisen.“ Die kräftige Taurin hob den Troll mühelos auf ihre Schultern und schleppte ihn zum Waldrand am anderen Ende der großen Wiese. Erschöpft lies sie den Troll dort fallen und sackte selbst zusammen.

 

Schnell wie der Wind lief der jüngere Shadovv zum Höhleneingang am Fuße der Bergkette. Er blieb abrupt stehen als er bemerkte dass die Wachen die diesen Eingang normalerweise bewachen, verschwunden waren. Anstelle der Wachen, war nur in blutgetränkte Erde zu sehen. Ein abgerissener Arm und etwas das wie ein Ohr aussah. Schnell verbarg sich der Schurke im Schatten, lehnte sich dich an die aus dem Stein geschlagene Wand und betrat die Höhle. Nach ein paar Schritten bemerkte er, dass es im Inneren nicht viel besser aussah. Blutige Handabdrücke an den Wänden, vereinzelt lagen Körperteile herum und man vermochte sogar Innereien zu entdecken. Am Ende der Höhle die in das Alteractal führte, konnte er Kampfgeschrei von Orcs und das kreuzen von Klingen ausmachen. Shadovv schlicht im Schutz des Schattens weiter und versuchte dieses Gemetzel zu ignorieren. Das Tageslicht war schnell wieder zu sehen, aber Kampfgeschrei hört er keines mehr. Totenstille herrschte im Tal. Die Temperatur fiel rapide ab. Das und der Anblick des Ausgangs, lies ihn erschaudern. Normalerweise würde ihn die Sonne blenden und der weiße Schnee würde diesen Umstand noch verstärken. Aber hier war kein Schnee, jedenfalls kein weißer. So weit sein Auge blicken konnte, sah er blutgetränkten Boden, Leichen, Körperteile und andere Sachen die er nicht einwandfrei bestimmen konnte. Geschockt und fassungslos, ja schon beinahe traurig begutachtete er ein Schlachtfeld wie er es noch nie gesehen hatte. Nein kein Schlachtfeld, das war ein Massaker. Teilweise hatten die mutigen Kämpfer der Horde noch ihre Waffen in den Händen. Sie hatten nicht die geringste Chance. „Was ist hier passiert?“ fragte sich Shadovv, verwarf diese Frage allerdings sofort wieder, als ihm die Bilder von Süderstade wieder in den Kopf schossen. Plötzlich riss ein lauter Donner ihn aus seinen Gedanken. Er blickte auf zur Burg Frostwolf und sah wie Blitze sie erhellten. Sofort lief Shadovv los. In Gedanken war er bei Violett und hoffte noch rechtzeitig zu kommen um sie vor diesen grausamen Wesen zu schützen. Wieder schlugen Blitze im Burghof ein. „Drek´Thar!“ rief Shadovv. Der Anführer der Frostwölfe war in der Kunst der Schamanen unterwiesen worden. Er konnte um die Hilfe seiner Ahnen ersuchen und so Zauber von ungeheurem Ausmaß beschwören. Die vorderen Befestigungsanlagen waren bereits zu sehen, auch hier war niemand, weder Freund noch Feind. Shadovv ahnte schlimmes. „Wie könnt ihr es wagen meine Burg zu betreten, untotes Gesindel. Hinfort mit euch!“ hallte es aus der Burg. Die mächtige und tiefe Stimme des Schamanen beschwor einen weitern Zauber. Mit Hilfe des Windes fegte er einen Teil seiner Feinde vom Burghof. Sie wurden hoch in die Lüfte geschleudert und zerplatzten beim Aufprall auf dem harten Steinboden. Shadovv konnte nun den Eingang sehen. Dort stand Drek´Thar und noch ein paar andere Frostwölfe. Sie unterstützen ihren Herren wo sie nur konnten. „Wo bist du mein Herz“, fragte sich Shadovv. Er sah an den Kämpfern vorbei und erblickte Violett die in der Festung versuchte, verwundete Kämpfer zu heilen. Sie sah recht mitgenommen aus, was man im Übrigen von der Burg ebenfalls behaupten konnte. Untote Wesen versuchten immer wieder an dem Schamanen vorbei zu kommen. Dieser lies aber keine Gnade walten. Wieder und wieder fegte er die heranstürmenden Horden von den Füßen um sie Sekunden später in die Lüfte zu werfen. Um an Violett zu gelangen gab es nur einen Weg. Mitten durch die Untoten durch. Er atmete noch einmal tief ein, sprintete dann auf die Menge zu, sprang in die Luft und warf mehrere kleine Dolche im Kreis um sich herum auf die Meute. Diese trafen alle Ihr Ziel und schaffte so etwas Platz um einen weiteren Sprung in Richtung Burgeingang zu tätigen. Drek´Thar bemerkte den Schurken und unterstütze ihn mit einer Reihe von Kettenblitzen, die die Untoten Reihen noch weiter lichteten. „Lok Thar mein Bester, ich bin froh dich lebendig zu sehen. Tritt ein und bewaffne dich neu. Diese Dinger wollen einfach nicht sterben!“ „Lasst sie brennen My Lord. Feuer ist das effektivste gegen Untote“, antwortet Shadovv. Mit strenger Miene wandte er sich den Feinden zu. Leise murmelte er eine Beschwörungsformel. Drek stand ruhig und besonnen da, seine Augen waren geschlossen und es schien als würde ihn nichts aus der Ruhe bringen. Plötzlich öffnete er die Augen. Sie brannten förmlich. Er stampfte wild mit dem Fuß auf, riss die Arme in die Höhe und warf mit gewaltigem Schwung einen riesigen Feuerball den Untoten entgegen. Wild vor Schmerzen schreiend, gingen sie zu Boden und brannten aus, bis nur noch ein Häufchen Asche übrig war. Sichtlich geschwächt von dem Zauber war Drek´Thar froh, das diese Dinger vorerst nicht wieder aufstanden. „Ein guter Ratschlag Shadovv“, er klopfte dem Schurken auf die Schulter und trat in die Burg. Shadovv wollte sofort zu Violett, aber als er sah wie sorgsam sie versuchte die Wunden der Verletzten zu heilen, lies er sie arbeiten.

 

Sie schien vorerst in Sicherheit zu sein. Shadovv wandte sich an Drek´Thar, der sich an ein Burgfenster gestellt hatte um die Lage einzuschätzen. "Was ist hier passiert Drek. Ich habe furchtbares auf meinem Weg hier her gesehen." ohne den Blick vom Burghof zu nehmen 

sprach er ruhig und dennoch trauernd: "Nein das hast du nicht, Shadovv. Jeder der Toten, die da unten im Tal liegen, hat das schlimmste hinter sich." er schloss die Augen und versank in seiner eigenen Stimme "Ich hatte Späher ausgesandt die mir Kunde bringen sollten was die Sturmlanzen nach unserem gestrigen Schlag treiben. Drei schickte ich, aber nur einer kam zurück. Er redete wirres Zeug, von Monstern die über unseren Feind her fielen. Anfangs waren sie erfreut, dass die Sturmlanzen weiter dezimiert wurden. Aber dann wurden sie entdeckt. Die Späher waren unvorsichtig und hatten ihren Rücken nicht im Blick. Einer fiel sofort unter den scharfen klauen dieser Monster. Dem zweiten wurde der Arm ausgerissen und damit totgeschlagen. Der Dritte konnte den tödlichen hieben noch ausweichen. Ein junger Orc der erst kürzlich unserem Kampf beigetreten war. Orcs fürchten sich nicht und selbst wenn, würden sie es niemals zugeben. Aber diesem da stand die Angst buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Er erzählte wie er eines der Monster mit einem Axtstreich tötete, musste dann aber mit entsetzten feststellen, das es sich Sekunden später wieder erhob. Und nicht nur das. Auch seine gefallenen Kameraden erhoben sich, trotz ihrer schweren Verletzungen. Aber sie hatten sich verändert. Anstatt mutig dem Feind entgegen zu treten, erhoben sie ihre Arme und rannten auf den jungen Orc zu. Sie wollten ihn töten! Als er erkannte, dass er gegen solche Gegner keine Chance hat, beschloss er zurück zu reiten und mir davon zu berichten. Anfangs hielt ich ihn für verrückt, aber als ein Heer von Untoten Gestalten diesen Burghof überrannten, musste ich der Wahrheit ins Auge blicken.“ Shadovv hörte den Ausführungen des Schamanen genau zu. Drek´Thar erzählte weiter das sich diese dämonischen Wesen in ihre Reihen stürzten um nur Sekunden später zu explodieren. Sie rissen damit schwere Löcher in die Burgverteidigung und ein jeder der in der Nähe stand wurde von einer grünen Wolke eingehüllt. Mit rasender Geschwindigkeit erkrankten die mutigen Kämpfer der Frostwölfe und wurden zu dem was sie bekämpften. Shadovv war erschüttert, als der Anführer im gestehen musste, dass viele seiner Kampfgefährten ihr Leben ließen. Nicht nur durch die untoten Gestalten, sondern auch durch die übrigen Verteidiger und Drek´Thars gewobene Zauber. Nein, so durften Kämpfer der Horde nicht sterben. Es war ein unwürdiger Tod, ein Heimtückischer und Grauenvoller. Shadovv blickte sich um. Die große Eingangshalle der Burg Frostwolf, war zu einem Lazarett geworden. Hier lagen Hunderte von Verletzten, die der Seuche noch nicht zum Opfer gefallen waren. Die verwundeten Kämpfer lagen auf Bänken und Tischen. Quer über den Boden verteilt. Priester und Schamanen versuchten die offenen Wunden zu schließen, aber die meisten Verletzungen waren so schwer, sodass nur noch wenig Hoffnung bestand. Auch Violett versuchte zu Retten, was nicht mehr zu Retten war. Ihre sanften Hände glitten über den Oberkörper eines Orcs und versuchten einen tiefe Schnittwunde zu heilen. Der Orc röchelte. Die blutende Wunde lag tiefer als die Schamanin gedacht hatte. Seine Lungen füllten sich bereits mit Blut und der Verletzte schnappte nach Luft wie ein Ertrinkender. In seiner rechten Hand neben sich liegend hielt er seine Axt fest im Griff, die er zuvor noch mutig geschwungen hatte. Er klammerte sich daran wie an einem Holzbalken in der Hoffnung er würde nicht unter gehen. Der Brustkorb des Orcs bäumte sich noch einmal auf, bevor er den letzten Rest seiner Atemluft langsam hinausstieß. Seine Augen blickten ins Leere, sein Lebensfaden war durchtrennt. Tränen schossen Violett ins Gesicht. Sie trauerte um den Orc, als wäre er ein Geliebter gewesen. Bekannt war er ihr nicht, allerdings änderte es nichts an der Tatsache, dass sie ihm nicht helfen konnte. Sie war zwar stark geworden und ihre Heilkünste verbesserten sich mit jedem Tag, aber an dieser Aufgabe scheiterte sie. Sie blickte hoch an die Decke, so als wolle sie diese zerstören und den Himmel anschreien. Violett fing sich aber schnell wieder und flüsterte ein letztes Gebet für den Toten: „Ihr Geister der Ahnen, nehmt in zu euch auf. Er hat tapfer gekämpft und sich als würdiger Krieger erwiesen.“ Sie gab dem Orc einen letzten Kuss auf die Stirn und schloss seine Augen. Violett erhob sich aus ihrer kniehenden Position und merkte erst jetzt, dass sie von Shadovv beobachtet wurde. Schnell wischte sie sich die Tränen von der Wange und ging auf ihn zu. Ohne Worte zu verlieren nahm er sie in den Arm und versuchte ihr Trost zu spenden. „Ich war nicht stark genug, die Geister meiner Ahnen hatten mir nicht genug Kraft gespendet um sein Leben zu retten. Um so viele zu retten.“ Wieder brach sie in Tränen aus. Soviel Leid war ihr in so kurzer Zeit widerfahren. Solch Grausamkeiten, hatte sie noch nicht einmal von den Sturmlanzen erwartet. Egal was diese Bestien waren, sie waren so abgrundtief böse, dass sie nur aus der Hölle selbst hätten entspringen können. „Du hast getan was du konntest. Man kann von dir nicht verlangen, dass du die ganze Welt rettest. Quäle dein Herz nicht mit solch einer Last. Viele andere verdanken dir ihr Leben.“ Shadovv versuchte ihr mit diesen Worten Trost zu spenden, aber es führte lediglich dazu, das die krampfhaft anfing zu Weinen. Das schmerzte in seinem Herzen mehr als ein Dolch in seinem Rücken. „Lass uns von hier fortgehen Shadovv. Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Seid zwei Wintern versuche ich den Wesen hier zu helfen, aber dafür reichen meine Kräfte einfach noch nicht aus.“ Sie blickte ihm in sein gesundes Auge und hoffte auf Zustimmung. Violett wusste, dass er sich am liebsten dem Kampf gestellt hätte, um diese Gefahr abzuwehren. „Wenn das dein Wunsch ist meine Geliebte. Du weist das das Unmut in unseren Reihen auslösen wird. Ich bekleide einen hohen Rang und wenn ich gehe, wird man uns mit Verachtung bestrafen.“ Violett blickte in den Raum und bemerkte Drek´Thars hoffnungslosen Gesichtsausdruck, der auf den Burghof gerichtet war. Er war ein weißer Anführer und hatte immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Er wollte den Krieg gegen die Sturmlanzen gewinnen, aber der Feind der sich ihm nun in den Weg stellte, war weitaus gefährlicher als es die Allianz je hätte sein können. Shadovv sah ebenfalls zu dem Schamanen. Er löste sich aus der Umarmung seiner Geliebten und ging langsam auf ihn zu. „Tue ich jetzt das Richtige?“ fragte sich Shadovv. Er blickte noch einmal zurück zu Violett um sicher zu gehen, dass das ihr Wille war. „Drek´Thar, ich muss mit dir sprechen.“ Er sprach leise weiter. Shadovv wollte nicht das jemand anders diese Unterhaltung mitbekam. „Drek´Thar, my Lord. Ich habe eine große Bitte an euch. Eine die schwerwiegende Folgen für euren weiteren Kampf haben könnte. Ich muss dich bitten mich und Violett…“ Weiter kam er gar nicht. In den Augen des Orcs spiegelten sich Hass und Zorn wieder. „Verdammt, sie kommen wieder! Jeder Mann und jede Frau die kämpfen kann sofort zu den Toren!“ Shadovv blickte entsetzt auf den Burghof hinab. Eine neue Angriffswelle machte sich auf, den Befestigungswall zu erklimmen und die Burg zu stürmen.

Als Anführer der Frostwölfe, warf sich Drek´Thar als erstes in die Schlacht. Genau genommen warf er seine Zauber auf die, die seine Burg zerstören wollten. „Oh nein, so leicht mache ich es euch nicht! Nehmt das!“ brüllte er die Monster an. Er wob einen Zauber nach dem anderen und versucht jeden Feind mit dem Element des Feuers zu verbrennen. Auch andere zauberkundige Kämpfer gaben ihr bestes um ihren Herren zu unterstützen. Deren Zauber waren zwar nicht so stark wie die des Orc Schamanen, dennoch konnten sie Löcher in deren Angriffswelle reißen. „Haltet sie auf Distanz. Ich möchte nicht dass wir noch mehr unserer Krieger verlieren, durch die Krankheit die sie übertragen, “ Welle um Welle prallte gegen die Verteidiger. Der Kampf schien unter Kontrolle und mit genügend Hingabe, würden sie diese Plage besiegen können. Drek´Thar war sich seines Sieges zu gewiss. Er achtete nicht darauf, dass hinter den Monstern große in dunkle Rüstungen gehüllte Gestallten in Stellung gingen. Ihre Rüstungen waren schwarz wie die Nacht und gut gepanzert. Dicke Eisendornen ragten aus ihren Schultern und dem Helm. In den Händen hielten sie riesige Langschwerter, die fast so lang waren wie sie selbst. Blaue Runen leuchteten von der Spitze bis zum Schaft. Das gleiche Blau lies auch ihre Augen aus dem Helm bedrohlich heraus glühen. Sie standen einfach nur da und beobachteten wie ihre eigenen Reihen mehr und mehr von der Horde dezimiert wurden. Erst als Drek´Thar das letzte Monster aus seiner Burg vertrieben hatte, bemerkte er die neue Gefahr. Zwanzig, nein mehr, Dreißig dieser schwarzen Ritter standen vor seinen Toren ohne jegliche Regung. Der alte Schamane der schon viele Schlachten geschlagen hatte, blickte misstrauisch zu ihnen hinab. Ein jeder hatte sein Schwert in den Schnee gesteckt, worauf hin dieser Augenblicklich verschwand. Die dunkle Erde die zum Vorschein kam, war nicht lange zu sehen. Sie ergraute in Windeseile als würde man ihr das Leben aussaugen. Äste die er zwischen den Reihen ausmachen konnte, verdorrten als haben sie seid einer Ewigkeit kein Wasser mehr gesehen. In einem Umkreis von etwa Fünf Metern starb der Boden um diese Gestallten herum. „Gekleidet wie Ritter, aber sie bringen den Tod,“ murmelte ein junger Troll der neben Drek´Thar stand. „Todesritter, hm? Egal welche Kräfte sie auch haben mögen, gegen den Zorn der Elemente ist niemand sicher!“ Der Anführer der Frostwölfe machte den ersten Schritt in sein Verderben. Die hölzernen Barrikaden waren zum Teil eingerissen oder brannten. Die Todesritter standen in einer Reihe vor dem Hindernis und warteten geduldig ab. Auch die anderen zauberkundigen wie Hexer oder Magier verschiedener Völker machten einen Schritt auf die neue Bedrohung zu. Die Linie der Verteidiger machte sich bereit anzugreifen. „Werft sie aus unserem Tal Brüder und Schwestern!“ brüllte Drek´Thar und wob einen Zauber. Die Anderen folgten seinem Beispiel. Die Luft um sie herum begann zu knistern. Es lag ungeheure Magie in der Luft. Der Orc Schamane verstärkte nicht nur seinen eigenen Zauber, sondern auch den der Anderen. Wie eine gewaltige Lichtsalve schossen mehr als drei Dutzend magische Geschosse aus der Burg heraus auf die stummen Gestallten zu. Diese regten sich kein bisschen. Sie ließen die Geschosse auf sich zu kommen. Doch anstatt von ihnen getroffen zu werden, verpufften sie einfach wenige Meter vor ihnen in der Luft. Ein jeder Zauber wurde abgewehrt. Es schien so als ob ein unsichtbarer Schild diese Gestallten schützte und keine magischen Kräfte durch ließ. Mit entsetzen betrachtet Drek diesen wirkungslosen Angriff. „Das ist nicht möglich, bei meinen Vorfahren, was sind das für Geschöpfe?“ Er wusste nicht wie er auf so eine Verteidigung reagieren sollte. „Wenn Magie nicht hilft, dann eben der kalte Stahl eines Kriegers,“ brüllte es aus der hinteren Reihe. Thelias packte sein Langschwert und rief einen Kriegschrei aus, der alle anderen Kämpfer der Horde dran erinnerte, dass sie sich durchaus auch im Nahkampf zur Wehr setzen konnten. „Für die Horde!“ hallte es aus dem Burghof, als die Krieger auf ihre neuen Gegner zustürmten. Doch bevor sie ihre Feinde erreichen konnten wurden sie von einem violetten Blitz getroffen. Die kurze Benommenheit ließ die Krieger taumeln, doch dann begriffen sie, dass sie bereits tot waren. Der violette Blitz war eine Art Fangarm aus Magie. Er zog die mutigen Kämpfer einfach zu den dunklen Rittern, die mit ihren langen Schwertern schon auf sie warteten. Zwei dutzend Kämpfer der Horde starben in nur wenigen Augeblicken. Einige hingen noch an den Schwertern in die man sie hinein gezogen hatte. Sie wurden von den Todesrittern einfach abgeschüttelt, wie lästige Insekten. Fast im Gleichschritt, bewegten sie sich nun ein Stückchen näher an die Burg heran, blieben aber kurz darauf wieder stehen. Fassungslosigkeit spiegelte sich auf den Gesichtern der Frostwölfe wieder, als sie begriffen, dass sie keine Chance gegen so einen Gegner hatte. „Violett komm, wir müssen von hier weg. Diesen Gegnern können wir nicht entgegen treten!“ Die junge Schamanin starrte mit entsetztem Blick auf die toten Körper der Krieger. Einige von ihnen hatte sie geheilt, ihre Wunden geschlossen und jetzt lagen sie einfach tot am Boden, getötet von nur einem einzigen Angriff. Die Worte ihres Gefährten drangen nur mühselig zu ihr durch. Sie bemerkte erst jetzt, dass der Troll an ihrem Arm riss und versuchte sie von diesem Schlachtfeld zu zerren. „Sie sind alle tot,…sie, sie sind alle tot“, sprach Violett verwirrt und konnte ihren Blick nicht von den Opfern nehmen. „Violett du kannst nichts mehr für sie tun, lass uns fliehen, bevor es uns genauso ergeht“, Shadovv zerrte weiter an ihr. Verzweifelt versucht er seine Geliebt von hier fort zu bringen. Endlich löste sich ihr Blick von den Orcs und den Tauren die hinter den Todsrittern regnungslos lagen. Sie blickte ihm kurz in die Augen und erkannte die Furcht die er verspürte. „Los jetzt“, Shadovv nahm sie an der Hand und rannte mit ihr den Burghof hoch. „Wo willst du hin Shadovv, da oben gibt es keinen Ausweg. Der einzige Zugang zur Burg wird von diesen Mördern versperrt.“ „Vertrau mir einfach, ich kenne einen Geheimgang!“ Sie liefen in die Burg. Ihr Ziel war der Thronsaal. Drek´Thar hatte hinter seinem mächtigen, aus Stein gemeißelten Thron einen Gang anfertigen lassen, für den Fall das er und die Frostwölfe einmal fliehen müssten. Als sie ihn erreicht hatten, blickten sie sich nur kurz um. Der Saal war sehr bescheiden. Wenig Prunk und Glanz, was sehr untypisch für Burgherren war, allerdings den Orcs genügte, die die Einfachheit bevorzugten. Ein Paar Teppiche zierten die Wände und verdeckten den kalten, grauen Stein der dahinter lag. Auch der riesige Thron war recht schlicht gehalten. An der Lehne waren Zähne befestigt, die denen der Frostwölfe glichen. Die weisen Wölfe waren die Gefährten der Kämpfer. Sie waren gleichgestellte in ihrem Volk und erhielten große Beachtung. Einige wurden sogar als Reittier benutz, den ihre starken und großen Körper trugen die Kämpfer mit Leichtigkeit. Shadovv zählte die Zähne und stoppte bei dem Sechsten. Er drückte ihn nach hinten, woraufhin mit lautem Krachen der Thron nach rechts wich. Shadovv nahm eine Fackel, die an der Wand befestigt war und betrat als Erstes den Gang. Violett blieb dicht hinter ihm. Der Tunnel war recht breit gebaut, sodass man zwei Orcs hätte neben einander stellen können. Die Decke hing etwa vier Meter über ihren Köpfen. Kurz nachdem sie ein paar Schritte hinein gegangen waren, schob sich der Thron wieder an seine ursprüngliche Position. Shadovv nahm Violett wieder an der Hand und beschleunigte seinen Gang. Der Tunnel vor ihm war dunkel und er konnte nur wenige Meter vor ihm erkennen, dass er abfällig wurde. „Der Tunnel führt hinunter nach Hillsbrand. Unweit von Tarrens Müll stoßen wir wieder an die Oberfläche“ „Woher weist du von diesem Tunnel?“ fragte Violett „Drek´Thar hatte ihn mir verraten, als er mich zum Schlachtrufer machte. Er meinte für den Fall das wir einmal flüchten müssten, solle ich die anderen hier her bringen.“ „Die anderen….!“ rief Violett erschrocken, „ Ich habe sie ganz vergessen, wir müssen zurück und die anderen holen. Wir müssen sie retten, wir….“ Shadovv sah sie an „Das einzige was zählt bist du Violett. Ich will fort von hier, … mit dir“ „Aber wir können die anderen nicht zurück lassen, man wird sie ebenfalls töten, oder sogar schlimmeres antun. Ich kann nicht glauben das dir das so gleichgültig ist.“ Der Troll erkannte den gleichen entsetzten Gesichtsausdruck, als ob er jemanden umgebracht hätte. „Wenn wir jetzt zurückgehen, werden wir ebenfalls sterben, hast du nicht gesehen was diese Ritter angerichtet haben. Ist es dein Wille, dass ich mich ihnen entgegen werfe, wie es unsere Brüder vorhin getan haben? Wie es Thelias getan hat?“ Shadovvs Atem ging schneller. Violett sah ihn an, sie wusste nicht was sie sagen sollte. Ihr war völlig entfallen, das Thelias an der Spitze des Zuges auf die Todesritter zulief. Auch er wurde ein Opfer der scharfen Klingen, dieser Gestallten. Sie begann zu zittern. Ihre Augen waren volle Trauer „Wir sollten gehen bevor…“ Violett schrie auf. Mit einem Ruck wurde sie in die Dunkelheit gezogen und aus den Händen von Shadovv gerissen, der versuchte ihr nach zu laufen. Ein stechender Schmerz ließ ihn zu Boden gehen. Die Fackel viel und erhellte kurz den Tunnel bevor sie erlosch. Der Troll verlor das Bewusstsein als ihn etwas Stumpfes am Kopf traf.