VII - Dein Wunsch ist mein Befehl
Violetts Kopf hämmerte. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich und jede Sekunde die verstrich kämpfte sie mehr damit bei Bewusstsein zu bleiben. Sie wollte die Augen öffnen, um der Dunkelheit zu entkommen, aber sie konnte nichts sehen. Totale Schwärze umfing sie egal wie sehr sie sich anstrengte. Lag etwa ein Fluch auf ihren Augen? Von mach Hexenmeistern wusste man das sie einen kurzzeitig Erblinden lassen konnten. Da ihr Augenlicht ihr momentan nicht weiter helfen konnte, versuchte sie ihr Gehör auf nahe Geräusche zu konzentrieren, in der Hoffnung auf einen Hinweis ihres Aufenthalts. Aber die Geräusche die sie wahr nahm konnte sie nicht genau zuordnen. Es klang so als würde man mit nassen Stiefeln über festen Boden gehen. Nein, eher humpeln. Man konnte es von allen Seiten hören. Ein surrendes Geräusch zu ihrer Linken. Wie kleine Blitze die zuckten, blubbern zu ihrer Rechten als würde man eine Suppe kochen. Der Gestank der in der Luft hing trieb ihr die Galle hoch. Es roch nach Verwesung und Tod. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Arme und Beine mit harten Schnallen an etwas festgebunden waren. Halb liegend, halb stehend befand sie sich in einem großen Raum. Das Echo der Schritte war deutlich zu hören. Ein dunkle und tiefer Stimme sprach zu ihrer Rechten:“ Sie ist fast so weit, hol mir den Todesritter der sie gebracht hat. Ich bin mir sicher er möchte das sehen.“ Nervös versuchte sie den Kopf zu drehen, als zwei Hände ihn fest hielten und eine Art metallenen Helm über ihr Haupt stülpten. „Nein, lasst mich. Geht weg von mir. Fasst mich nicht an, “ schrie sie ihren Angreifern entgegen. „Stellt sie ruhig! Ich kann keine Ablenkung gebrauchen!“ Brüllte die dunkle Stimme. Hinter ihr murmelte jemand einen magischen Spruch und nahezu augenblicklich wurde sie schwächer. „Lasst ab von mir…,“ stöhnte sie immer mehr an Kraft verlierend. „Was tut ihr da!“ Brüllte eine zornige Stimme, die mit hastigen Stiefelschritten auf sie zu kam. „Wenn sie sich bewegt, Töte ich sie. Sie muss still liegen, sonst kann ich die Maschine nicht befestigen, “ erwiderte die dunkle Stimme. „Das ist mir vollkommen gleich. Ich will ihre Schreie hören, ich will sehen wie sie sich windet. Ich habe zu lange auf diesen Moment gewartet, als das ich ihr Erlösung durch solch einen banalen Zauberspruch gewähre.“ Kurz folgte Stille. Violett hatte Angst. Sie konnte nichts sehen und sie erkannte keine der Stimmen wieder. Sie war gefesselt und hilflos ausgeliefert. „Nun gut. Sie obliegt deiner Verantwortung und ich garantiere nicht dass sie die Prozedur unbeschadet übersteht, “ die dunkle Stimme grollte noch einen letzten Fluch bevor man den ihrigen von ihr nahm. Beinahe sofort spürte sie Schmerzen die sie so noch nie zuvor gefühlt hatte. Ihr Kopf hämmerte wieder und die stechenden Schmerzen die von allen Seiten zu kommen schienen, lösten in ihr den Wunsch aus sofort von dieser Pein erlöst zu werden. Violett schrie.
Vandead stand vor der schreienden Trollin. Seine Augenhöhlen leuchteten vor Aufregung und seine Lippen deuten einen Anflug von Fröhlichkeit an. Seine Mundwinkel zuckten jedes Mal wenn ein neuer grüner Blitz, den die Maschine in Violetts Kopf schoss, aufleuchtete. „Wann wird sie für die Aufnahme bereit sein, Grobulus?“ fragte der Todesritter. Grobulus war eine Abnormität des Lebens, sein rechter Arm war abgetrennt und daran eine Maschine befestigt die einem Bohrer glich. Er trug eine übergroße Brille mit grünen Gläsern und verfolgte die Prozedur mit Genauigkeit. Er war mindestens dreimal so groß wie Vandead und so muskulös, dass man annehmen müsse er wäre ein Krieger. Aber sein Spezialgebiet lag darin Experimente mit Lebwesen zu leiten. Sie zu verändern, zu etwas anderem, etwas böserem zu machen. Kel´Thusad hatte im gezeigt, wie man ohne Hilfe des Lichkönigs Todesritter erschaffen konnte und diesen Vorgang versuchte er nun an Violett zu perfektionieren. „Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Gib ihr eine Stunde. Wenn sie die Schmerzen übersteht und ihr Hirn keinen Schaden nimmt, werde ich die Alptraumsaat einpflanzen. Von da an muss alles sehr schnell gehen, da sich die Gedanken schnell manifestieren müssen. Lass mich jetzt arbeiten“, Grobulus winkte Vandead weg. Ein Zeichen dafür, dass man ihm keine weitern Fragen stellen sollte. Aber Vandead blieb wo er war. Er beobachtete und wartete ab. Der Todesritter genoss die Hilferufe und die Schmerzschreie die die friedliche Schamanin von sich gab. Ein jeder hätte Mitleid gezeigt und sie erlöst, aber Vandead erfreute sich an dem Leid dass ihr zugefügt wurde. „Bald meine Geliebte, bald!“
Der Weg zurück nach Hillsbrand war schwer für Shadovv. Er hätte niemals damit gerechnet mit sich selbst so uneins zu sein, ja sogar den Wunsch zu haben sein eigenes Ich zu töten. Aber das was seine Zukunft von ihm verlangte, war einfach zu viel. Wie könnte er jemals mit dem Gedanken weiter leben, seine Geliebt umgebracht zu haben. Velfara ging neben ihm, ihr brannten tausende von Fragen auf der Zunge. „Nun, was haben wir jetzt vor Shadovv?“ Der Dieb reagierte nicht. Er ging stur den Tunnel entlang, der in der Nähe von Tarrens Mühl endete. Erneut versuchte die Druidin Shadovvs Absichten zu erfragen. „Shadovv? Könntest du mir bitte verraten was wir nun tun werden? Blitzschnell drehte er sich zu Velfara und presste die Taurin an die Wand. Sein Dolch berührte beinahe ihren Hals und unter zusammen gekniffenen Zähnen antwortete er:“ Wo wir hingen? Was wir machen? Wir machen überhaupt nichts. Ich werde alleine gehen und du wirst deines Weges ziehen. Ich danke dir von ganzem Herzen für deine heilenden Kräfte, aber das ändert nichts daran dass ich bei der Sache keine Weggefährten brauche!“ So schnell wie Shadovv Velfara überrumpelte veränderte sie ihre Gestalt. Ihre Schnauze wurde etwas kleiner, ihre Hände wurden zu Pranken, der für Tauren typische Schwanz verschwand in einem kleinen Stummel. Shadovv stand plötzlich einer Bärin gegenüber die seinen Dolch aus der Hand schlug und ihn zu Boden presste. Ihr Gewicht sorgte dafür, dass er ihr nicht entrinnen konnte und mit einer dunkleren Stimme antwortet sie:“ Und sei du dir im klaren darüber, mit wem du dich misst. Es mag sein dass wir Druiden uns dem Leben verschworen haben, dass bedeutet aber nicht das wir nicht kämpfen oder uns wehren können. Ich habe einen Auftrag erhalten und diesen werde ich zu Ende führen. Allerdings kann ich dies nur tun, wenn ich etwas mehr Klarheit habe. Also noch mal, was haben wir vor?“ Shadovv erkannte die Situation. Momentan konnte er sie nicht besiegen und sie würde ihn sowieso verfolgen. „Ich muss nach Unterstadt. Ich kenne dort einen Dieb der uns Helfen kann Violett zu finden.“ Velfara verwandelte sich wieder in ihre Taurengestalt. „War doch nicht so schwer, oder?“ Shadovv richtete sich wieder auf und sah sie an. Sie schien wirklich fest entschlossen zu sein ihn zu begleiten. „Da ich dich nicht daran hindern kann, sei dir eines gesagt. Violett und Vandead sind mein Problem. Du wirst zu keiner Zeit Hand, Tatze oder Pranke an sie liegen. Wir werden kämpfen müssen, wir werden uns verstecken müssen und ich verlange von dir, dass du dies tust wenn ich es sage. Haben wir uns verstanden?“ Velfara blickte noch einmal eindringlich in Shadovv´s Augen. Mit einem knappen Nicken erklärte sie sich mit den Bedingungen einverstanden. Nachdem dies geklärt war, traten sie ihrer Reise nach Unterstadt an.